Wasser Skulpturen Rot
Emanuel
Ogrodniczek

Von Watte, Wasser und Urfeuern

Porträt: Emanuel Ogrodniczek

LAHR. Atelier Emanuel Ogrodniczek in Lahr. Nie gehört? Das muss nicht wundern. Der Mann steht nicht im Telefonbuch, er ist nicht Mitglied der einschlägigen örtlichen oder regionalen Künstlerkreise und macht auch sonst nicht viel Aufhebens um seine Person. Doch seine Bilder sind schön – und gut gemalt. Darüber hinaus gilt es jetzt eine Entdeckung zu machen.

Bis zum 27. Dezember ist in der Geigerstraße 2 seine Ausstellung „Elemente im Jahreslauf“ zu sehen, in der der Künstler offenbar wirklich zu sich selbst gefunden hat. Vor fünf Jahren hat Ogrodniczek sein Hobby zum Beruf gemacht. Der gelernte Schneider und Bekleidungsdesigner hat zwei künstlerische Arbeitsfelder, die sich gegenseitig aufs günstigste zu beeinflussen scheinen. Morgens arbeitet er an Auftragsarbeiten, Portraits oder auch Maschinenbilder, der Nachmittag gehört der freien künstlerischen Produktion.

Die neuesten Arbeiten, die aus der Beschäftigung mit den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde entstanden sind, werden jetzt zum ersten Mal gezeigt. Schon in seinen früheren Arbeiten hat Ogrodniczek – der mit Emanuel signiert – plastische Elemente verwendet. Erst jetzt hat er allerdings seine handwerkliche Ausbildung mit der Malerei versöhnen können. Nur die Umrisse der Farbfelder oder Figuren werden zunächst auf die Leinwand vorskizziert. Dann steppt Ogrodniczek diese Linie ab und unterfüttert die entstandene Fläche mit Watte. Erst danach wird die Leinwand aufgezogen und bemalt. Auch in der Auswahl der Farben hat Ogrodniczek zu einer Ruhe und Beschränkung gefunden, die seine früheren Arbeiten buntscheckig erscheinen lassen.

Die thematische Beschäftigung mit den Elementen hat Ogrodniczek zu einer formalen Strukturierung geführt. Vier Elemente, die in jeweils drei Charakterisierungen dargestellt werden, ergeben zwölf Monate. Die quadratischen Bildformate von 160 auf 160 Zentimeter werden gedrittelt. Jeweils zwei Drittel symbolisieren den Monat, ein Drittel bildet den Übergang zum nächsten Monat. Das mag schematisch klingen, doch die formale Begrenzung lenkt den Blick auf die Unterschiede, die umso deutlicher zu Tage treten. „Leichte Brise und Tiefes Stilles Wasser“, die zarteste der ausgestellten Arbeiten, wirkt wie ein Sommerhimmel mit Schleierwolken. Als „Kirchenbild“ bezeichnet Ogrodniczek dieses Werk, die drei zartblauen Farbflächen werden ihm zu Engeln. Kräftig und leuchtend wirken dagegen die beiden Bilder „Reinigende Wasser und Urfeuer“ und „Fließende Wasser und Wärmendes Feuer“. Deutlich sind die Farbnuancen zwischen dem Urfeuer – kräftig orangerot – und dem wärmenden Feuer zu erkennen, an dessen gelb-orange man sich nicht verbrennen kann.

An einer Stelle hat Ogrodniczek die Umsteppung der Form offen gelassen und die Farben von Wasser und Feuer verweht. Andere Arbeiten bieten strenge Grenzen nach außen, manchmal noch von Linien unterstützt. Wer sich beim Betrachten der Bilder an Mark Rothko erinnert fühlt, liegt nicht falsch. Quadratische Formate hat auch er benutzt, auch die Zweidrittel-Eindrittel-Aufteilung kann man häufig bei ihm finden. Um noch mehr Gemeinsamkeiten zu vermeiden, hat Ogrodniczek auf die Queraufteilung – Rothkos Markenzeichen – verzichtet und beschränkt sich auf die Vertikale. Seine Farben sind andere, seine Formen sind andere, die Plastizität seiner Flächen, die echte wie die gemalte, manifestieren seine Eigenständigkeit als Künstler, den man im Auge behalten sollte.

Juliana Eiland-Jung, Badische Zeitung vom 14.12.2001

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